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Diabetes ist heilbar! |
Lünen/AK. Diabetes ist heilbar! Dieser Meinung ist die Wissenschaftsjournalistin Svea Golinske. In ihrem Buch „Diabetes ist heilbar“ – gemeint ist Diabetes Typ 2 – lässt sie in zahlreichen Interviews gesammeltes Expertenwissen von 13 Ärzten, Professoren aus Deutschland, Europa und den USA einfließen, die einen neuen Weg in der Diabetes-Typ-2-Therapie aufzeigen: Weg von Insulin und Tabletten und hin zu einer frühzeitigen Ernährungstherapie, die in Deutschland laut Diabetologe und „NDR-Ernährungsdoc" Dr. Matthias Riedl noch weitgehend unbekannt ist.
Die Zeit ist reif für eine neue Diabetestherapie
Die Autorin Svea Golinske ist seit ihrem 12. Lebensjahr Typ-1-Diabetikerin, sportlich sehr aktiv und hat erfahren, dass sich Diabetes über Bewegung und Ernährung erheblich beeinflussen lässt. Ihren Diabetes hat sie stets dabei und kann somit Wissen aus erster Hand weitergeben.
Die neue Chance ergreifen
Doch der Behandlungsalltag in den meisten Arztpraxen sieht oft noch anders aus. Der Patient soll mit Diabetes so „normal“ wie möglich weiterleben, was meist bedeute, zuckerreich essen zu können, sich kaum zu bewegen und somit die Diabetes-Erkrankung eher zu manifestieren, bedauert die Autorin. Denn die seit Jahrzehnten bestehenden Ernährungsempfehlungen für Diabetiker, Kohlenhydrate zu essen und Fett und Eiweiß einzuschränken, seien falsch. Die Autorin erklärt in den einzelnen Kapiteln ausführlich, was man unter Diabetes versteht, welche verschiedenen Diabetes-Typen es gibt, die Behandlung bei Diabetes-Typ-1 mit verschiedenen Insulinarten, die Symptome, die auf Diabetes hinweisen, die Entwicklung bei der Blutzuckeruntersuchung, wie man ungesundes Übergewicht erkennen kann (Body-Mass-Index, BMI bzw. Taille-Hüft-Verhältnis, THV), die Geschichte und den Wandel in der Diabetes-Therapie, wie der Kohlenhydratstoffwechsel funktioniert und welche Rolle Insulin dabei spielt. Sie nimmt die offiziellen Ernährungsempfehlungen für Typ-2-Diabetiker der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) sowie der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG), die immer noch eine kohlenhydratbetonte Kost empfehlen, kritisch unter die Lupe und bezieht die neuesten wissenschaftlichen Studien sowie die Nutrigenetik- und Epigenetikforschung mit ein. Eingestreut sind verschiedene hellgrün bzw. dunkelgrün unterlegte Übersichten wie zum Beispiel über Mikro- und Makronährstoffe, Kalorien- bzw. Energiebilanz in Beziehung zum jeweiligen Lebensstil sowie Erklärungen von Fachausdrücken, die leicht verständlich geschrieben sind.
Wie entstehen Heißhungerattacken?
Verständlich und ausführlich erklärt Svea Golinske anhand einer Grafik das Zusammenspiel von Kohlenhydraten, den Anstieg des Blutzuckerspiegels und die Ausschüttung von Insulin, um diesen wieder zu senken. Bleibt das in hoher Konzentration ausgeschüttete Insulin nach dem Verzehr von einfachen Kohlenhydraten (Süßigkeiten, Kuchen, Gebäck, Weißbrot etc.) zu lange im Stoffwechselprozess in den Blutbahnen, sinkt der Blutzuckerspiegel zu sehr ab. Wir fühlen uns zittrig und schwach. Die Folge: Der Körper reagiert auf diesen Energiemangel im Körper mit Hunger, Appetit bis hin zu starken Heißhungerattacken und will erneut Süßes, um den Blutzucker wieder zu erhöhen.
Wie entstehen Prädiabetes und Insulinresistenz?
Bei einer Insulinresistenz reagieren vor allem Muskel- und Fettzellen bzw. Leberzellen oder Zellen des zentralen Nervensystems nicht mehr so sensitiv auf das Insulin, damit sie Glukose aus dem Blut aufnehmen können. Sozusagen passen Schlüssel (Insulin) und Schloss (Rezeptorprotein, welches das Insulin zum Aufschließen der Zelle für das Insulin erkennt), nicht mehr richtig, erklärt Golinske. Zum Einschleusen von Glukose in die Zelle würden individuell unterschiedlich immer höhere Konzentrationen von Insulin im Blut benötigt, da die Glukose nicht vollständig in die Zellen transportiert werden kann. Der Blutzuckerspiegel bleibt weiterhin erhöht, sodass die Bauchspeicheldrüse weiter Insulin produziert. Dies könne laut Angaben von Prof. Dr. Nicolai Worm so weit führen, dass ein insulinresistenter Mensch nach einer zuckerreichen Mahlzeit einen bis zu 15-mal höheren Insulinspiegel aufweise als jemand mit normaler Insulinsensitivität. Bei einer anhaltenden Insulinresistenz erschöpfe die Insulinproduktion der Bauchspeicheldrüse. Die Folge sind erhöhte Blutzuckerwerte. Diabetes-Typ-2 wird diagnostiziert. Eine anhaltende Insulinresistenz werde oftmals auch Prädiabetes genannt, da meist Diabetes-Typ-2 entstehe, wenn das Problem nicht behoben wird, erläutert die Autorin. Sie macht darauf aufmerksam, dass dieser Prozess oftmals viele Jahre dauern kann und daher bei der Diagnose von Typ-2-Diabetes bis zu 40 Prozent der Patienten bereits Folgeschäden an Organen und Nerven aufweisen.
Ursachen der Insulinresistenz
Als mögliche Ursachen einer Insulinresistenz nennt Svea Golinske erbliche Faktoren, Fehlernährung, Bewegungsmangel und Stress. Zum Problem werde die Insulinresistenz aber erst dann, wenn zu viel Glukose im Blut vorkomme, die durch die Resistenz nicht vollständig in die Muskelzellen und in die Leber transferiert werden können. Diese überschüssige Energie werde in die Fettzellen abgelagert, wo sie in Körperfett umgewandelt wird. Diese mit Glukose gefütterten Fettzellen können sich laut Prof. Dr. Nicolai Worm schnell entzünden. Würden diese Entzündungen chronisch, können auch die Fettzellen insulinresistent werden. Die Folge für den Menschen: Neben der Kohlenhydratstörung leide er auch an einer Fettstoffwechselstörung. So könne eine durch Fehlernährung entstandene Fettleber eine häufige Begleiterscheinung einer Typ-2-Diabetes sein, weiß Experte Dr. Matthias Riedl aus seiner Praxiserfahrung. Wichtig bei Übergewicht sei, an welchen Körperstellen sich das Fett angesammelt habe.
Was fördert Typ-2-Diabetes?
Der Lebensstil in der heutigen Überflussgesellschaft ist ein entscheidender Faktor bei der Entstehung einer Erkrankung an Diabetes-Typ-2. Sind die Patienten also selbst daran schuld zu erkranken? Haben sie sich zu wenig bewegt und zu viel und zu ungesund gegessen?
Welche Ernährung bei Diabetes?
Ist Low-Carb eine geeignete Ernährung bei Diabetes? Svea Golinske nennt als Beispiel den US-Arzt Dr. Richard E. Bernstein für eine erfolgreiche kohlenhydratarme Ernährung bei Diabetes. Der inzwischen 83-Jährige ist seit seinem 12. Lebensjahr Typ-1-Diabetiker. Er esse etwa 30 Gramm Kohlenhydrate am Tag, zu denen er Basalinsulin spritzt. Sein guter Gesundheitszustand zeige, dass Low-Carb-Ernährung bei Diabetes „eine gesunde Wahl sein kann“. Sowohl Typ-1- als auch Typ-2-Diabetiker profitierten von weniger Blutzuckerschwankungen und normalen Langzeitzuckerwerten. Ebenso lasse sich die Gefahr von Folgeschäden minimieren. Auch Dr. Matthias Riedl und Prof. Dr. Nicolai Worm bestätigen diese Sichtweise von Dr. Bernstein und erkennen in einer kohlenhydratreduzierten Ernährung (weniger raffinierte, stärke- und zuckerhaltige Lebensmittel) zugunsten von Fett, Proteinen und Ballaststoffen entscheidende Gesundheitsvorteile bei Insulinresistenz und beim Abbau von Körperfett.
Moderne Diabetestherapie mit Ernährung und Sport
Die Autorin zeigt die Möglichkeiten einer Ernährungstherapie bzw. ein auf den Patienten abgestimmtes, individuelles Ernährungscoaching bei Diabetes-Typ-2 auf, mit der man die Insulinsensitivität der Zellen wiederherstellen kann, stellt die LOGI-Methode von Prof. Dr. Nicolai Worm vor mit kalorienarmen Gemüsesorten, zuckerarmen Früchten, guten Fetten (Olivenöl und Butter) sowie Kräutern und Proteinen aus Hühnchen, Fisch oder Tofu, gibt Trainingstipps für eine bessere Insulinresorption durch Muskelaufbau mit speziellen Bewegungsübungen, erklärt den Zusammenhang bei Diabetes und Psyche und stellt leckere Low-Carb-Rezepte wie „Gefüllte Zucchini mit Parmaschinken", „Omega-3-Brot" oder „Mascarpone-Marmorkuchen" vor.
Fazit: Ein Mut machendes Buch für Diabetiker, das neue Möglichkeiten der Diabetes-Therapie aufzeigt, und für solche, die Diabetes-Typ-2 vermeiden wollen.
Golinske, Svea: Diabetes (Typ 2) ist heilbar! Effektive Therapie und Ernährung bei Diabetes (Typ 1 und Typ 2). 208 Seiten, Softcover, systemed Verlag, Lünen 2018. Neuauflage beim riva Verlag, München 2019. Preis: 19,99 € (D). Jetzt kaufen bei Amazon: Diabetes ist heilbar!
Weitere Infos:
Weitere Literaturhinweise:
Fung, Jason: Die Schlankformel. Warum Insulin und nicht Kalorien der entscheidende Faktor beim Abnehmen ist ... Warum regelmäßiges Fasten der Schlüssel zum Schlankbleiben ist. 352 Seiten, Softcover, riva Verlag, München 2018. Preis: 19,99 € (D). Jetzt kaufen bei Amazon: Die Schlankformel. Warum Insulin und nicht Kalorien der entscheidende Faktor beim Abnehmen ist ...
Fung, Jason/Moore, Jimmy: Fasten. Das große Handbuch: Heilen Sie Ihren Körper mit kurzem, langem und intermittierendem Fasten. 256 Seiten, Softcover, riva Verlag, München 2018. Preis: 22,00 € (D). Jetzt kaufen bei Amazon: Fasten. Das große Handbuch: Heilen Sie Ihren Körper mit kurzem, langem und intermittierendem Fasten
Schweppe, Ronald Pierre: Schlank durch Achtsamkeit. Durch inneres Gleichgewicht zum Idealgewicht. 176 Seiten, Softcover, systemed Verlag, 5., erweiterte, aktualisierte Neuauflage, Lünen 2014. Erweiterte und aktualisierte Neuauflage beim riva Verlag, München 2019. Preis: 14,99 € (D). Jetzt kaufen bei Amazon: Schlank durch Achtsamkeit. Durch inneres Gleichgewicht zum Idealgewicht
Stuth, Dorothee/Gonder, Ulrike: Ketoküche für Einsteiger: Rezepte und Kraftshakes. 50 ketogene Rezepte, die schmecken. 128 Seiten, Softcover, systemed Verlag, 42015. Fünfte Auflage beim riva Verlag, München 2016. Preis: 14,99 € (D). Jetzt kaufen bei Amazon: Ketoküche für Einsteiger: Rezepte und Kraftshakes
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