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Hygge |
München/AK. Einen gemütlichen Abend mit Freunden verbringen in herzlicher, heimischer, gelöster Atmosphäre bei warmem Kerzenschein, spontan gemeinsam essen, trinken und plaudern bis spät in die Nacht hinein, mit der Familie am Kaminfeuer sitzen, am Lagerfeuer Stockbrot mit Kindern rösten, herumblödeln und lachen wie Kinder, genüsslich Pfannkuchen essen, an einem fesselnden, inspirierenden Projekt arbeiten, gemeinsam mit geliebten Menschen reisen … all dies beinhaltet das dänische Wort „Hygge“, die dänische Formel für ein glückliches Leben. Es nur mit „Gemütlichkeit“ zu übersetzen, trifft die Bandbreite des Wortes nur marginal.
Hygge: Mit sich selbst im Reinen sein
Hygge beschreibt auch „Wärme", „Geselligkeit" und „Zufriedenheit" ̶ kurzum: den Zustand, in dem wir mit uns und der Welt im Reinen sind. Die dänische Autorin und Dichterin Tove Ditlevsen (1917-1976) beschreibt das Konzept sehr treffend: „Hygge ist ein Daseinszustand, in dem man mit sich selbst, mit seinem Partner, dem Finanzamt und seinen inneren Organen im Reinen ist."
Hygge für alle: Alltagsglück
Wie auch Sie Hygge zu einem wunderbaren Bestandteil in Ihrem Leben machen können, zeigt die Dänin Marie Tourell Søderberg in ihrem Buch „Hygge. Das große Glück liegt in den kleinen Dingen“, das sie zusammen mit Kathrine Højte Lynggaard geschrieben hat. Denn Hygge sei nicht nur mit dem dänischen Nationalcharakter verbunden, sondern Hygge sei universal für alle, „egal wo Sie sind und wer Sie sind". Jeder könne lernen, was „Hygge" ausmacht: sich an den kleinen Dingen im Leben zu erfreuen. Schon die verschiedenen Ausdrücke, die im Anhang erklärt werden, zeigen, was sich hinter „Hygge“ alles verbirgt: Es gibt „Familien-Hygge“, „Hygge-Bier“, „Hygge-Snack“, „Hygge-Teddy", „Weihnachts-Hygge“, „Tee-Hygge“. Es gibt ebenso das Verb „hyggeln“ ̶ wie „Lass uns hyggeln!“ oder das Adjektiv „hyggelig“ ̶ wie „Was für ein hyggeliges Zuhause!“ Jeder könne seine eigenen Hygge-Wörter erfinden, ermuntert uns Marie Tourell Søderberg.
Hygge: altnordische Wurzeln
Darauf deuten auch die Wurzeln des Wortes hin, die ins Altnordische zurückreichen: „hyggia“ bedeutet „emotional und geistig zufrieden zu sein, einen Unterschlupf gefunden zu haben, wo man sich in Sicherheit ausruhen und Kraft und Mut tanken kann". Hygge zählt zu den zentralen Werten in Dänemark. Für Professor Jeppe Trolle Linnet trägt zu diesem besonderen Lebensgefühl vor allem „die geringe Größe des Landes, ein gewisser Hang zur Nabelschau, der Wohlfahrtsstaat und eine weitgehend egalitäre Gesellschaft" bei. Sicherlich habe dies seiner Meinung nach auch mit dem ungemütlichen, nordischen Klima zu tun, dass nordische Kulturen das Zuhause als „sicheren Hafen" romantisiert haben. Das Zuhause sei der physische Teil von Hygge, die Familie der soziale Teil: ein Vorstadium von Hygge. Außerhalb des trauten Heims werden meist Orte gesucht, die an ein Zuhause erinnern: gemütlich eingerichtet mit gedämpfter Beleuchtung und von fremden Blicken abgeschirmt. Hygge sei der „Leim“, der Familien zusammenhalte und man sich mit dem anderen verbunden fühle, findet Iben Sandahl und nennt als Beispiele ein „Lied singen auf dem Weg vom Kindergarten nach Hause“ oder „Witze erzählen und gemeinsam zu lachen“.
Hygge lässt sich nicht erzwingen
Die Autorin weist auch darauf hin, dass man Hygge nicht erzwingen könne. Die Erwartungen an einen Hygge-Abend dürfe man nicht zu hoch ansetzen. Tendenzen, die Hygge bedrohen, gebe es auch in der dänischen Gesellschaft. Nicht sehr hyggelig seien Körperkult und Gesundheitswahn, Fernsehen sowie auch digitale und soziale Medien, die Hygge-Zeiten wegnehmen würden und die Individualität der einzelnen förderten. Daher müsse sich Hygge neu erfinden. Also gehen Sie mit Ihren Kindern in den Wald, nehmen Sie sich Zeit für „mikroskopische Erlebnisse“ und sehen Sie zu, wie ein Käfer über ein Blatt wandert. Das ist Hygge!
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